Während und nach dem Studium habe ich in mehreren Büros in Graz als Architekt im Bereich Wettbewerbe, Vorentwurfs- Entwurfs- und Einreichplanung gearbeitet.
Exemplarisch für mein Schaffen findet sich im Folgenden ein
Einblick in meine Diplomarbeit am Institut für Architektur und Landschaft. Für ein detailliertes Portfolio kontaktieren Sie mich hier.
Die Aktive Landschaft souzhou ist eine urbane Utopie, welche sich mit globalen Themen wie Klimawandel, Städtewachstum, Land-Stadt-Migration, ökologischem Städtebau, und Konsumverhalten am Beispiel Shanghai auseinandersetzt.
Ein Blick in das Buch – zur vollständigen Arbeit gelangen Sie hier.
Shanghai ist einer der am weltweit schnellsten gewachsenen, urbanen Räume der letzten 15 Jahre. Die Arbeit präsentiert ein fiktives Szenario für den geschichtsträchtigen Fluss souzhou, der in den vergangenen Jahrzehnten Schauplatz dieser rasanten Veränderung wurde. Die Umgebung entlang des Flusses wurde innerhalb von zwei Jahrzehnten von einer bedeutenden Industrielandschaft in ein enorm dichtes, innerstädtisches Wohngebiet umgebaut. Leerstehende Lagerhallen, Fabriksgebäude aus dem neunzehnten Jahrhundert und die für Shanghai so typischen lilong Wohnsiedlungen wurden abgerissen, um Platz für luxuriöse Hochhauswohnsiedlungen zu schaffen. Folgen dieser gravierenden Veränderung sind viele ungelöste Fragen in Hinblick auf soziale, funktionale und ökologische Aufgabenstellungen, die diese Entwicklung begleiten. Anstelle Lebensader und Identitätsstifter für die Umgebung zu sein, ist der Fluss dadurch zu einer Art Dekoration der Wohngebiete geworden. In den Augen der AnrainerInnen ist er ein bedeutungsloser Raum, der auf einen kreativen Umgang zu warten scheint.
Plakat 1 von 5 – zu den gesamten Plakaten gelangen Sie hier.
Übergeordnet beschäftigt sich die Arbeit, neben dem Thema Urbanisierung, mit der Zuwanderung der Landbevölkerung in Städte im Kontext der chinesischen Stadt. Damit verbunden ist das Streben nach sozialem Aufstieg innerhalb der chinesischen Gesellschaft. Nur eine Minderheit hat vom wirtschaftlichen Wachstum und dem Wohlstand der letzten Jahre profitiert. Im Gegensatz dazu kann sich die Mehrheit der Bevölkerung in Shanghai, beziehungsweise anderen chinesischen Städten, weder Wohnung noch Haus leisten.
Ausschnitt aus den Beispielen der sozialen Praxis des öffentlichen Raumes in Shanghai
Neben diesen gesellschaftlichen Tendenzen ist das Verstehen der chinesischen Kultur und der spezifischen Nutzung des öffentlichen Raumes Voraussetzung für jegliche Vorgehensweise. Die Analyse der aus dem rapiden Wachstum entstandenen, unterschiedlichen Situationen entlang des Flusses, die Untersuchung der historischen Wohnformen Shanghais sowie der sozialen Praxis der chinesischen Kultur, stellt deshalb den Kern des methodischen Vorgehens dar. Daraus abgeleitet, wurde ein fiktives Lösungsszenario für die vorhandenen sozialen, funktionalen und ökologischen Problemstellungen entwickelt, das den Fluss wieder als bedeutungsvolle, kulturelle Landschaft etabliert und so in einen nachhaltigen urbanen Lebensraum verwandelt – die Aktive Landschaft souzhou.
Analysiert wurden sowohl historische Wohnformen...
...als auch gegenwärtige Strukturen der schnell wachsenden, neuen Mittelschicht
Die Aktive Landschaft souzhou ist eine von den BewohnerInnen selbstständig errichtete, schwimmende flexible Struktur. Die Zuwanderung von Menschen vom Land in die Stadt fungiert hier als Antrieb für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Anstatt dass die arme, meist zugewanderte Bevölkerung durch das Errichten von riesigen Wohnsiedlungen verdrängt wird, kann diese den Fluss nutzen, um ihn zu bewohnen, zu bewirtschaften und Güter zu produzieren.
Durch die neue flexible Struktur entsteht ein Beziehungsgeflecht zwischen allen Menschen am Fluss
Vom Austausch dieser Güter beziehungsweise der ökologischen und funktionalen Aufwertung des Flusses profitieren wiederum die AnwohnerInnen der Umgebung. Durch gegenseitige Bereicherung von verschiedenen Lebensmodellen und unterschiedlichen Angeboten, entsteht eine neue, progressive Art von ökologisch wertvoller Stadtlandschaft – die Aktive Landschaft souzhou trägt so der wachsenden Kluft in der chinesischen Gesellschaft Rechnung.
Modulare Bauweise emöglicht den BewohnerInnen eine Abstimmung auf ihre Bedürfnisse
So kann eine neue Form des leistbaren Wohnens am Fluss etabliert werden, welche in der Stadt integriert ist und einen komplett anderen Ansatz verfolgt als bisher. Einerseits wird so Neuankömmlingen eine Chance inmitten der Stadt geboten und gleichzeitig bleibt eine lebendige Durchmischung erhalten. Ähnlich wie im ehemaligen danwei System, ist das Wohnen mit dem Arbeiten verbunden, allerdings nicht auf eine paternalistische Weise, sondern selbstverwaltet und aus eigenem Antrieb.
Langsam wird das Gebiet transformiert - vom verschmutzten Fluss zu einer aktiven Landschaft
Die Aktive Landschaft souzhou ist eine schrittweise, auf allen Ebenen –- sozial, ökologisch und wirtschaftlich –– nachhaltige Transformation des Flusses beziehungsweise seiner Umgebung. Zusätzlich können damit die identifizierten, städtebaulichen Aufgabenstellungen gelöst werden. Die schwimmende Struktur ist Wegenetz, Naherholungsgebiet, Wohnraum, Einkommensquelle und dient der lokalen Nahrungs- und Güterproduktion.
Die schwimmende Struktur ist Wegenetz und verbindet die Ufer dort wo es benötigt wird
Die Erkenntnisse aus der chinesischen sozialen und gesellschaftlichen Praxis wurden genutzt, um dieses Szenario in all seinen Facetten zu entwerfen: von den Möglichkeiten der ökologischen Bewirtschaftung für eine Verbesserung des Fluss-Ökosystems, einer von den BewohnerInnen selbst errichteten, der chinesischen Kultur entsprechenden, leistbaren Wohnstruktur, bis hin zu allen Material- und Produktkreisläufen, welche zu einer gegenseitigen Symbiose aller AkteurInnen führen. Um solch ein komplexes Szenario zu visualisieren, wurde die schrittweise Transformation des Flusses als Geschichte in Bild und Text erzählt.
Das Szenario als zeitlicher Prozess - dargestellt als Geschichte
Ausschnitt einer möglichen, selbstständig errichteten Wohnstruktur
Ausschnitt einer möglichen Marktszene
Das Modell
Ein möglicher Ausschnitt der Aktiven Landschaft suzhou
Ausstellung der Arbeit im HDA Graz
In Zusammenarbeit mit Matthias Jäger - Graz 2013
Betreut von Univ.-Prof. Dipl.-Ing. (FH) Klaus K. Loenhart, Institut für Architektur und Landschaft
Fotodokumentation von
Alexander Krischner und Simon Oberhofer